Wer an Alumni-Netzwerke, also an Vereinigungen ehemaliger Studierender einer Hochschule, denkt, dem kommen womöglich Bilder studentischer Verbindungen in den Sinn, deren Mitglieder mit Käppi und Degen auf dem Paukboden fechten. Mit modernen Alumni-Netzwerken haben diese Bilder nichts mehr zu tun.
Was in den USA und im europäischen Ausland teils schon seit Jahrzehnten praktiziert wird, wird in Deutschland erst seit einigen Jahren populärer: Sowohl die Hochschulen selbst als auch die ehemaligen Studenten entdecken den Nutzen von Alumni-Netzwerken. So setzen die Hochschulen darauf, dass ihre Absolventen der Alma Mater auch nach dem Studium die Stange halten und möglicherweise das Budget der Uni mit Spenden entlasten. In den USA machen Spenden ehemaliger Studierender meist einen beträchtlichen Teil der Hochschulfinanzierung aus. Dort ist es üblich, dass erfolgreiche Absolventen ihre Hochschule mit Spenden bedenken oder im Testament berücksichtigen. Der Milliardär John Werner Kluge überwies seiner ehemaligen Universität unlängst 400 Millionen Dollar, während die Universität von Minnesota 83 Millionen Dollar in Form von Spenden ihrer Alumni einnehmen konnte.
Dass Alumni-Netzwerke mehr sind als Geldbeschaffer für die Hochschulen, zeigen nahezu alle Beispiele aus den USA, Europa und auch aus Deutschland. Schon heute sind die Alumni-Netzwerke deutscher Universitäten bemüht, ihren Mitgliedern exklusive Vergünstigungen zukommen zu lassen, die von der Nutzung der Bibliothek bis hin zu Stellenvermittlung reichen. Spätestens hier zeigt sich, warum die Netzwerke auch bei den Absolventen immer beliebter werden. Gerade in Branchen, bei denen Stellen unter Absolventen hart umkämpft sind, kann eine Portion Vitamin B, also die gezielte Nutzung von Beziehungen, helfen. Wer sich auf Veranstaltungen seines Alumni-Netzwerkes schon mal näher gekommen ist, findet schnell eine gemeinsame Basis für den Austausch von nützlichen Karrieretipps.
Doch nicht alle Ehemaligen dürften nur die eigene Karriere im Blick haben, um sich für ein Alumni-Netzwerk zu interessieren. Viel mehr blicken viele Ehemalige nach dem Studium mit nostalgischen Gefühlen auf die Zeit an ihrer Uni zurück und wollen den Kontakt nicht nur zur Einrichtung, sondern auch zu den Kommilitonen aufrecht erhalten. So sind Alumni-Netzwerke mehr als eine Stellen- und Kontaktbörse, sondern ein umfassendes soziales Netzwerk mit angenehmen Nebeneffekten für alle Beteiligten.